Projekt kulturer.be
10.9.25
(stsw) Mit einer gut besuchten Vernissage wurde am vergangen Donnerstag, 20.11., die Ausstellung des Fotografie-Kunstprojekts „Unsichtbar – in der Mitte der Gesellschaft? Gesicht zeigen gegen Antisemitismus!“ im Rahmen einer Kooperation mit der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg (HfJS) eröffnet. Die Ausstellung ist bis 27. Januar 2026 in der VHS Schwetzingen zu sehen.
Das Projekt der Tübinger Kunstschaffenden Lissi Maier-Rapaport und Peter Krullis vereint bislang 116 Fotoportraits von Menschen jüdischer und nichtjüdischer Herkunft. Ergänzt durch persönliche Statements geben die Teilnehmenden Einblicke in ihre Erfahrungen mit Antisemitismus und setzen zugleich ein deutliches Zeichen gegen Judenhass. Die Fotografien machen sichtbar, was oft unsichtbar bleibt – individuelle Geschichten, Perspektiven und eine gemeinsame Haltung für Respekt und Menschlichkeit.
Die Ausstellung zeigt eindrücklich, wie Antisemitismus in Deutschland erlebt wird. Von unmittelbar betroffenen Jüdinnen und Juden und Teilnehmer:innen nichtjüdischer Herkunft. Teilnehmer:innen jüdischer Herkunft war es freigestellt sich offen zu zeigen oder sich zum Schutz ihrer Identität in Rückenansicht, mit abgewandtem Gesicht oder mit einem von Haaren verdeckten Halbprofil fotografieren zu lassen, was von einigen aus Furcht vor Antisemitischen Anfeindungen auch wahrgenommen wurde. Alle nichtjüdischen Teilnehmer:innen sind in Vollportraits zu sehen. Jede Form der Darstellung ist ein Statement – ein sicht- oder spürbares „Ich stehe auf gegen Antisemitismus“. So entsteht ein vielfältiges Bild von Menschen, die sich gemeinsam positionieren und durch ihre Teilnahme aktiv Verantwortung übernehmen.
Ein persönliches Statement der beiden Kunstschaffenden Lissi Maier-Rapaport und Peter Krullis verdeutlicht die Intention des Projekts: „Dieses Projekt ist uns ein tiefes Anliegen. Wir verstehen unsere Arbeit nicht nur als künstlerische Auseinandersetzung, sondern auch als Motivation, Antisemitismus sichtbar zu machen und ihm etwas entgegenzusetzen. Besonders bewegend war es, von den Porträtierten jüdischer Herkunft bei den Fotosessions zu erfahren, was ihre Erfahrungen und Beweggründe waren, weshalb sie ihr Gesicht zeigen oder sich von der Seite oder von hinten porträtieren lassen. Jede Entscheidung ist Ausdruck eigener Haltung – mutig, reflektiert und persönlich. Ein Satz einer Protagonistin, die sich ausschließlich von hinten zeigt, hat uns besonders geprägt: ‘Ich zeige dir nicht mein Gesicht, damit du mir nicht ins Gesicht spucken kannst.’ Dieser Moment hat die Verletzlichkeit, aber auch die Entschlossenheit vieler Teilnehmender spürbar gemacht.“
„Nicht jeder künstlerisch tätige Mensch möchte oder kann politische oder gesellschaftliche Themen in Kunst umwandeln. Peter Krullis und Lissi Maier-Rapaport können es und tun es! Mit ihrem Projekt haben sie die geeignete Form gefunden, aufzurütteln, aufzudecken und vor allem zur Teilhabe zu animieren. Die Fotografien erreichen uns auf der emotionalen Ebene. Sie sind nicht plakativ, auch wenn sie schlagkräftig sind. Sie sind nicht mit Allgemeinaussagen behaftet, sondern sie bewirken ein Nachdenken. Auch Porträts in Rückenansicht, abgewandte Gesichter oder ein von Haaren verdecktes Halbprofil „sprechen“ wortlos und geben dem Betrachter Raum, das Gesehene mit Inhalten zu füllen. Insofern ist den Porträtierten ebenso für ihren Mut zu danken, einerseits Gesicht zu zeigen, andererseits auch mit verhülltem Gesicht Position zu beziehen. Das Ausstellungskonzept ist global gesehen vielleicht ein kleiner Schritt, aber dadurch, dass die Schau auf Wanderschaft geht, setzt sie kontinuierlich Zeichen. Denn alle kleinen Schritte sind auch Bewegung.“ so Dr. Barbara Gilsdorf, Kulturreferentin der Stadt Schwetzingen.
Begleitet wird die Ausstellung von einem umfangreichen Rahmenprogramm, das gemeinsam von der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg und der VHS Schwetzingen gestaltet wird. Mitarbeitende des Lehrstuhls „Geschichte des Jüdischen Volkes“ sowie des „Ignatz-Bubis-Lehrstuhls für Geschichte, Religion und Kultur des europäischen Judentums“ bieten während der Ausstellungszeit verschiedene Vorträge und Impulse an.
„Als Volkshochschule sind wir fest in unserer demokratischen Gesellschaft verankert. Wir stehen für die Werte Offenheit, Respekt und Menschenwürde. Wir sehen jedoch, dass die Würde des Menschen antastbar ist und Menschen aus der Mitte in den Rand unserer Gesellschaft gedrängt werden. Diese „Normalität“ erleben Mitbürger jüdischen Glaubens gestern wie heute. Unsere Aufgabe ist es, zu handeln, diese „Normalität“ zu durchbrechen und Gesicht zu zeigen gegen Antisemitismus“ so Co-Kurator, Hermann Ungerer Henríquez von der VHS Bezirk Schwetzingen e.V.
Die Ausstellung lädt Besucherinnen und Besucher ein, sich mit den Fotografien auseinanderzusetzen und einen persönlichen Zugang zu einem gesellschaftlich hochrelevanten Thema zu gewinnen.
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